Liebe auf den ersten Blick? In dieser etwas angestaubten Redewendung steckt mehr Wahrheit als mancher glaubt. Beim Blick in ein Immobilienexposé treffen viele Käufer, Mieter oder Makler in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung darüber, ob ein zweiter Blick lohnt oder nicht. Die “magische Kraft” dabei steckt ganz klar im Bild: Immobilien richtig fotografieren bedeutet also viel - für den Fotografen, für den Immobilienmakler, letztlich für eine Entscheidung, die sehr weitreichende Folgen haben kann.

Als Fotograf aus der Nähe von Zürich weiss ich natürlich um die Kraft der Bilder, die manchmal mehr aussagen als 1000 Worte im Exposé. Bei der Immobilienfotografie und Architekturfotografie habe ich die Möglichkeit, alle technischen und gestalterischen Mittel auszuschöpfen und so manches Objekt in einem ungewöhnlichen, strahlenden oder edlen Licht zu zeigen. Aber auch Laien können - selbst mit einem Smartphone - Immobilien so ablichten, dass sie sich von ihrer besten Seite präsentieren. Auch wenn nicht alle technischen Mittel zur Verfügung stehen, die ein professionelles Foto von der Masse abheben, möchte ich Ihnen hier Tipps geben, damit Sie in Zukunft professionell Immobilien fotografieren können.

→ Dabei sollte jedoch niemand vergessen: Auch wenn sich selbst mit einem einfachen Smartphone gute Immobilienfotos herstellen lassen - für ein wirklich professionelles Exposé, für hervorragende Qualität im Print auch bei grösseren Formaten können Sie auf die Unterstützung durch einen professionellen Fotografen kaum verzichten. Professionelle Lichtsetzung, professionelle Technik auch bei der Nachbearbeitung setzen in diesem Bereich einfach andere Massstäbe. 

Immobilie und Umgebung “aufräumen”: Die Vorbereitung

Bevor Sie eine Immobilie richtig fotografieren nehmen Sie sich Zeit für die Vorbereitung und schauen Sie sich alles genau an. Sorgen Sie unbedingt für Ordnung in der Wohnung und im Garten; räumen Sie Dinge weg, die das Bild unruhig machen würden. Das sind natürlich in erster Linie störende Details wie Mülleimer, Wäscheständer oder viele Dinge des täglichen Bedarfs. Das können aber auch Dinge sein, die an sich “schön” sind, jedoch zu viel Form und Farbe ins Bild bringen. Bei dekorativen Objekten gehen Sie noch dem Motto “weniger ist mehr” vor und beschränken Sie sich auf einige wenige Gegenstände. Wenn Sie den Aussenbereich fotografieren, dann versuchen Sie vorab zu regeln, dass der Rasen geschnitten, Sträucher gestutzt oder die Sandkiste und der Grillplatz aufgeräumt oder leer geräumt sind. Wenn Sie eine unbewohnte Immobilie fotografieren, dann sorgen Sie vorab für einige ausgesuchte edle Gegenstände oder Pflanzen, mit denen Sie dekorieren können, um etwas Atmosphäre zu schaffen.

Zum Wetter: Fotografieren Sie nicht an einem grauen Regentag oder bei vollständig bedecktem Himmel. An einem solchen Tag wirkt noch das schönste Gebäude trist. Planen Sie das Shooting in die Morgen- oder Abendstunden mit etwas tiefer stehender Sonne und “goldenem” Licht. Vermeiden Sie die “blaue Stunde”, also das Dämmerlicht, es sei denn, Sie planen effektvolle Aufnahmen mit beleuchteten Fenstern.

Zum Licht: Verwenden Sie möglichst keine Blitzaufnahmen, sondern lassen Sie so viel Licht wie möglich zu - aus natürlichen und aus künstlichen Quellen. Öffnen Sie alle Fenster und Türen, um das Sonnenlicht herein zu lassen. Schalten Sie möglichst viele verfügbare Lampen ein. 

Tipp Technik:

Wenn Sie draussen fotografieren, dann besorgen Sie sich eine Trittleiter oder etwas ähnliches. Oft macht ein leicht erhöhter Standpunkt bei Aussenaufnahmen den entscheidenden Unterschied. Machen Sie überall ein paar Probeaufnahmen und schauen Sie sie sorgfältig an, um versteckte Mängel zu finden. 

Innenansicht Küche: Immobilie im richtigen Winkel fotografiert

Perspektive beachten: Immobilien im richtigen Winkel fotografieren

Architekturfotografen vermeiden stets das Problem der “stürzenden Linien”. Sie entstehen, wenn die Kamera - die Spiegelreflexkamera oder das Smartphone - ein wenig gekippt gehalten wird. Nun scheinen alle Linien - besonders auffällig bei Wänden, Fenstern, Türen, Türmen etc. - schräg zu verlaufen. Es entsteht ein windschiefer unschöner Eindruck; die natürlichen Grössenverhältnisse sind verzerrt. Halten Sie Ihre Digitalkamera oder Ihr Handy also stets ganz senkrecht, um gerade, parallel verlaufende Linien abzulichten.

→ Das Phänomen der “stürzenden Linien” können Sie eventuell kreativ einsetzen, etwa um bewusst eine ungewöhnliche Perspektive darzustellen.

Stellen Sie sich nicht frontal vor ein Haus, sondern so, dass Sie auf die Hausecke zielen, so dass Sie mindestens zwei Wände des Hauses im Bild einfangen. So entsteht ein Eindruck von räumlicher Tiefe und Ihre Immobilie wirkt wesentlich grosszügiger. Bei Innenaufnahmen fotografieren Sie so, dass Sie mindestens 2 Wände, vielleicht sogar drei Wände mit auf der Fotografie haben. Auch hier entsteht so ein offener, grosszügiger Eindruck.

Wenn Sie Innenräume fotografieren, dann stellen Sie sich nicht auf eine Trittleiter oder eine andere Erhöhung, sondern halten Sie im Gegenteil die Kamera eher in Hüfthöhe. Stellen Sie sich beispielsweise in die Türöffnung, um möglichst viel vom Raum aufzunehmen. Sind Türen im Bild, öffnen Sie diese möglichst. Fotografieren Sie nicht frontal auf ein Fenster zu: Das einströmende Licht lässt den Raum davor dunkel erscheinen. Nehmen Sie Fotografien von Räumen stets im Querformat auf. Nutzen Sie das Hochformat lediglich für kleine oder enge Räume. 

Tipp Technik:

Verwenden Sie ein Weitwinkelobjektiv für grossformatige Aufnahmen! Wenn Sie Räume fotografieren, ganz gleich ob von innen oder aussen, verwenden Sie eine weitwinklige Aufnahme (Brennweite ⋜ 35mm). Wenn Sie Ihr Exposé mit schönen Detailaufnahmen bereichern möchten, wechseln Sie zu einer Brennweite von 50 Millimetern. Mit Ihrem Smartphone stellen Sie hierfür entweder um auf manuelle Einstellungen und verändern die Brennweite entsprechend. Oder Sie verwenden den Zoom, welcher automatisch die Brennweite erhöht. 

Vermeiden Sie “stürzende Linien”, indem Sie sich ein kleines Wasserwaagen-Tool besorgen. Im Fachhandel finden Sie diese praktischen kleinen Helfer, die sich oben auf die Kamera installieren lassen. Schalten Sie, wenn möglich, das 9er Raster in Ihrer Kamera ein. Nun können Sie die Bilder perfekt waage- und senkrecht ausrichten. 

Benutzen Sie ein Stativ. So können Sie auch etwas länger und ohne Blitzlicht belichten, ohne dass die Bilder unscharf werden. Wenn Sie blitzen müssen, etwa weil das Licht nicht ausreicht oder Sie dunkle Schatten in Gegenlichtaufnahmen aufhellen möchten, verwenden Sie möglichst einen “entfesselten” Blitz, also ein Blitzlicht, das Sie entfernt von der Kamera postieren und aus der Ferne auslösen können. Blitzen Sie optimalerweise aus der Richtung, aus der auch andere, natürliche oder künstliche Lichtquellen ihr Licht verströmen.

Küche und Blick aus dem Küchenfenster richtig fotografieren

Nachbearbeitung und Immobilienexposé

Wer Immobilien richtig fotografieren möchte, sollte nicht alle Register der digitalen Bildbearbeitung ziehen, sondern Retuschen möglichst dosiert vornehmen. Um einen professionellen Eindruck zu generieren, sollten Sie:

  • Verzerrungen entfernen
  • Farbstiche entfernen
  • unschöne Lichtverhältnisse korrigieren
  • mangelhafte Farbsättigung korrigieren
  • Wenn Sie Fotos mit Tageslicht aufgenommen haben, reduzieren Sie die Farbe Blau, weil sonst die Aufnahmen zu kühl wirken.
  • Zu helle Bereiche im Vordergrund müssen manchmal nachbearbeitet werden, um dem Bild mehr Tiefe zu verleihen und einen Raum abzubilden, der relativ gleichmässig hell ist.

Dazu können Sie Photoshop nutzen; Sie können aber auch mit einem kostenlosen Bildbearbeitungsprogramm wie Gimp Ihre Immobilie gekonnt in Szene setzen und etwaige Fehler bei Bildausschnitt, Belichtung oder Beleuchtung ausmerzen.

Beginnen Sie Ihr Exposé mit einem besonders schönen Referenzfoto als Aufmacherbild. Präsentieren Sie dann pro Raum zwei verschiedene Bilder und vervollständigen Sie das Ganze mit zwei oder drei Aussenaufnahmen. Schliessen Sie das Exposé Ihrer Immobilienfotos mit einer Aufnahme ab, die entweder einen besonders hochwertigen Raum oder ein schönes Detail zeigt. Das kann eine Stuckrosette, ein schöner Kaminsims, das hochwertige Fischgrätenmuster im Parkett oder etwas ähnliches sein.

Immobilien richtig fotografieren: Checkliste Technik und Equipment 

  • Kameras zur Auswahl: Digitalkamera, Spiegelreflexkamera, Spiegellose Systemkamera, Smartphone
  • Objektiv: Weitwinkel
  • Stativ
  • entfesselter Blitz
  • einfaches Bildbearbeitungsprogramm

Eventuell:

  • Wasserwaage als Zusatzausrüstung für die Kamera
  • Trittleiter
Aussenaufnahme Immobilie: Mit richtiger Perspektive und Lichtsetzung fotografieren

Fazit:

Ob professionelle Immobilienfotografen mit High-End-Technik oder Privatpersonen mit Smartphones - wer gerne fotografiert, kann mit Hilfe dieser Hinweise einfach qualitativ bessere Aufnahmen machen. Nur so sind Fotografen heutzutage in der Lage, die Aufmerksamkeit von Interessenten zu erringen und sie zu einem “zweiten Blick” zu animieren!

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