Interior-Fotografie: Innenräume wirken lassen

Nachdem es im letzten Blogartikel darum ging, Immobilien richtig in Szene zu setzen, soll das Thema heute vertieft werden und ein Teilaspekt stärker beleuchtet werden: Interior-Fotografie ist eine Herausforderung und nicht nur für die Immobilienfotografie, sondern ebenfalls für Produktfotografie und Lifestyle-Fotografie von Bedeutung.
Innenräume fotografieren mit klarer Zielsetzung
Bevor Sie überhaupt Ihre Kamera in die Hand nehmen, um ein Interieur zu fotografieren, sollten Sie sich grundlegende Gedanken über Ihre Ziele machen. Das mag banal klingen, doch ist das Ziel eine wichtige Massgabe, die wesentlich Ihre Entscheidungen während der Shootings leiten wird. Machen Sie sich also bewusst, was Sie erreichen möchten.
Beispiele:
- Als Vermieter - etwa einer Ferienwohnung oder einer privaten möblierten Unterkunft - müssen Sie Stimmung schaffen und Emotionen erzeugen. Sie dürfen keinen sterilen Eindruck kreieren oder Ihre Fotografien wirken lassen, als seien sie aus einem Möbelkatalog entnommen. Sie können auf präzise Darstellung von Farben, vielleicht aber auch von Grössenverhältnissen verzichten. Mieter interessieren sich nur bedingt dafür, welche Wandfarbe genau Sie verwendet haben. Sie möchten vielmehr später sagen können: “Wir hatten hier eine schöne Zeit. Genauso schön wie auf den Fotos!”
- Als Immobilienmakler bzw. wenn Sie im Auftrag eines Maklers arbeiten, müssen Sie mit Innenraumfotografien Präzision erreichen. Es ist wichtig, dass Sie Farben und Grössenverhältnisse realistisch darstellen. Sie können auf “Lebendigkeit” verzichten und sollten dafür mehr Wert auf “Offenheit” legen. Makler und potenzielle Käufer müssen eher das Potential erkennen können als ein Wohnraumkonzept, das bereits “fertig” ist.
- Thema “Lifestyle”: Sie können sich maximal weit von der Realität entfernen. Sie können ein Kunstprodukt erschaffen, das einen falschen Eindruck von den tatsächlichen Gegebenheiten erweckt. Hier zählt nur die Ästhetik.
Sie suchen einen Interior-Fotografen, der Ihre Innenräume professionell fotografiert?

Interior ins richtige Licht setzen
Wenn Sie möglichst perfekt Interieur fotografieren möchten, dann beeinflussen Ihre Ziele bereits von Beginn an Ihr Shooting - nämlich bei der Lichtsetzung. Viele Interior-Fotografen schwören darauf, nur mit natürlichem Licht zu arbeiten und möglichst auf Blitzlicht zu verzichten. Das hat auch gute Gründe: Blitzlicht kann die Lichtfarbe zu sehr ins Kalte ziehen und betont Kanten sehr stark. Oft “erkaufen” sich Fotografen die bessere Ausleuchtung mit dem Blitzgerät mit einem Verlust von Atmosphäre. Dennoch ist es falsch, grundsätzlich auf den Einsatz von Blitzgeräten verzichten zu wollen. Darum hier zwei Wege wie Sie mit und ohne Blitz Innenräume fotografieren sollten:
Interior fotografieren mit Blitz: Exakte Farben und viele Details
Wer exakte Farben ablichten und dabei brillante und detailreiche Interior-Fotografien erstellen möchte, der kommt um den Einsatz eines Blitzgerätes selten herum. Um dem Problem der kalten Farben, harten Schatten und scharfen Kanten zu entgehen, können Fotografen einige Tricks anwenden:
- Benutzen Sie einen “entfesselten Blitz”, also ein Blitzgerät, das nicht fest auf Ihrer Kamera installiert ist, sondern woanders platziert und per Fernsteuerung ausgelöst werden kann. Blitzen Sie, wenn möglich, aus der Richtung, aus der auch andere, natürliche Lichtquellen strahlen.
- Decken Sie Ihren Blitz ab. Sie können das Blitzlicht beispielsweise mit halb transparentem Papier abdecken. Sie können auch ein weisses Papier schräg vor das Blitzlicht halten. So lenken Sie den Blitz nach oben an die Zimmerdecke. Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein eher indirektes, warmes Licht. Professionelle Fotografen nutzen natürlich ein Blitzgerät, das von Werk aus einen Diffusor bietet und dessen Beleuchtungswinkel verstellbar ist.
- Professionelle Fotografie: Der Einsatz von Diffusor - schwarz als auch weiss - und Reflektor ist obligatorisch. Mit Hilfe dieser Technik gelingt die perfekte Ausleuchtung jeder noch so kleinen Ecke im Raum. Man erhält ein gestreutes Licht mit einer guten Farbtemperatur und ohne Schlagschatten und harte Kanten.
Tipp: Sie können sich einen Diffusor selbst herstellen! Nehmen Sie ein weisses Tuch und platzieren Sie es dort, von wo aus Sie etwas mehr Licht wünschen. Vergleichen Sie Ihre Aufnahmen mit und ohne Tuch. Haben Sie metallene Oberflächen im Bild, die alle möglichen Farben im Raum spiegeln? Auch hier hilft ein weisses reflektiertes Licht aus der richtigen Richtung und Ihre Oberflächen wirken silbern und nicht bunt.

Interior-Fotografie: Der rechte Winkel im Raum
Je mehr der Fotograf bei der Interior-Fotografie vom Raum zeigen möchte, umso niedriger die Brennweite. Ein Weitwinkelobjektiv (Brennweite typischerweise von 24 bis 35 mm) verzerrt jedoch. Deswegen ist der Einsatz stets mit Vorsicht zu geniessen. Theoretische Überlegungen helfen Ihnen hier nur bedingt - Sie müssen einfach selbst sehen, wie es wirkt und am besten Probeaufnahmen machen. Sie müssen nicht unbedingt jede schiefe Linie im Bild vermeiden - solange die wichtigsten Achsen in der Komposition senkrecht und waagerecht sind. Das Problem der “stürzenden Linien” sollte jedoch unbedingt vermieden werden. Halten Sie dazu Ihre Kamera auf jeden Fall ganz gerade und kippen Sie sie weder nach oben oder nach unten. “Stürzende Linien” laufen entweder aufeinander zu oder voneinander weg und kreieren eine unschöne, verzerrte Perspektive. Geradlinigkeit ist wichtig, wenn Sie Architektur fotografieren - umso mehr im Innenraum. Einzige Ausnahme sind künstlerische Effekte, die bewusst erzeugt werden, um besondere Emotionen beim Betrachter auszulösen. Wenn Sie Innenräume fotografieren, können Sie die Geradlinigkeit sogar ein bisschen übertreiben und einmal probieren, wie ein perfekt symmetrischer Bildaufbau wirkt. Während in vielen anderen Genres der Fotografie der “Goldene Schnitt” angewandt wird, können symmetrische Interior-Fotografien durchaus sehr professionell wirken. Auch hier gilt: Die Theorie ist grau und muss getestet werden - eine Faustregel verbietet sich an der Stelle.
Für die meisten Fotografien im Innenraum gilt jedoch: Stellen Sie sich für die Aufnahme möglichst nicht frontal vor eine Wand und stellen Sie eben keine Symmetrie durch den Blickwinkel her: Dadurch wirkt eine Wohnung grosszügiger. Halten Sie die Kamera auf verschiedenen Höhen. Aufnahmen aus Augenhöhe sind nicht immer die beste Wahl. Aufnahme aus Hüfthöhe wirken oftmals schöner. Öffnen Sie die Blende nicht zu weit, wenn Sie möglichst viel vom Raum scharf abbilden möchten.
Tipp: Symmetrie bringt der Einrichtung in der Wohnung Vorteile; asymmetrische Fotografien lassen hingegen den Raum selbst grösser und schöner erscheinen.
Hochformat oder Querformat?
Wer in grossen Räumen fotografiert, benutzt eher Querformat; wer in kleinen Räumen fotografiert hingegen Hochformat. So wirken kleine Räume weniger beengt. Wenn Sie Details der Innenausstattung präsentieren möchten, dann empfiehlt sich ebenfalls oft das Hochformat. Hier gilt jedoch wiederum: Probieren geht über Studieren! Bei klassischen Interior-Aufnahmen gilt: Sie müssen nicht den gesamten Innenraum darstellen - ein Ausschnitt genügt! Bei kleinen Räumen hilft manchmal ein Trick, um ein bisschen mehr vom Raum aufs Foto zu bekommen: Stellen Sie sich genau in die Zimmerecke und machen Sie ein paar Aufnahmen aus dieser Perspektive!

Perfekte Inszenierung: Innenräume fotografieren mit Dekoration
Nach den Ausführungen über Lichtverhältnisse, Beleuchtung und Blickwinkel noch einige Anmerkungen zum Interior selbst. Dabei soll es nicht um die Wahl der Möbel, Accessoires, der Deko oder weiterer Elemente gehen. Da haben Sie als Interior-Fotograf sicherlich genügend eigene Ideen und Ihren persönlichen Geschmack. Wer spannende Innenaufnahmen erstellen möchte, hat wahrscheinlich schon genaue Vorstellungen davon, welche Möbel und Einrichtungsgegenstände in den Fokus gesetzt werden können und welche Elemente der Deko den Hintergrund bestimmen sollen. Hier nur einige grundsätzliche Überlegungen, wie Gegenstände in Innenräumen inszeniert werden können.
➪ Interior-Fotografie stellt häufig das Interieur in den Vordergrund der Aufmerksamkeit und der Raum selbst kontextualisiert das Interieur. So ist die Interior-Fotografie im Grunde das Pendant zur Immobilienfotografie, die sich auf den Raum konzentriert, der vom Interieur kontextualisiert wird.
Zunächst verwenden viele Interior-Fotografen mehr Zeit, um die perfekte Komposition zu schaffen als für die Aufnahme selbst. Da werden Möbel gerückt, Bilder umgehängt, Teppiche um Millimeter verschoben und Topfpflanzen hin und her getragen und vieles mehr. Es kommt eben besonders auf die Details an. Sieht ein Innenraum schön dekoriert aus, muss das nicht für eine gelungene Komposition sprechen, denn das Objektiv der Kamera “sieht” anders. Damit die Innenaufnahme perfekt aussieht, müssen schöne Zusammenstellungen teilweise wieder aufgelöst werden - was auf der Fotografie wunderbar aussieht, muss es nicht in der “Realität” tun. Überfrachten Sie nie mit einer Vielzahl von Möbeln oder Accessoires; räumen Sie Wohnungen, in denen gelebt wird, gründlich auf und putzen Sie sogar, wenn nötig. Achten Sie auf jedes noch so kleine Detail.
Tipp: Nutzen Sie Aufnahmen mit offener Kamera-Blende! Dadurch erscheinen einzelne Gegenstände scharf, während Vorder- und Hintergrund in Unschärfe verbleibt.
Lebendige Atmosphäre: Pflanzen, Tiere und Menschen
Ihre Interior-Fotografie ist gut ausgeleuchtet und perfekt komponiert, wirkt jedoch steril? Scheuen Sie sich nicht, Menschen und Tiere mit in die Aufnahmen zu bringen! Das Fenster mit der Katze oder das Sofa mit dem Schosshündchen erschaffen einen ganz anderen Eindruck. Menschen, die aus dem Fenster sehen oder die Treppe hinab kommen, machen die Interior-Aufnahmen erst richtig lebendig. Worauf Sie dabei jedoch besonders achten sollten: Die jeweiligen Bewohner dürfen nicht zu sehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Sie sollten auf den Fotografien aussehen, als wären sie ganz beiläufig und unaufgeregt in die Aufnahme “geraten”; vielleicht sind sie eher in der Tiefe des Raumes zu sehen als im Vordergrund. Sie können auch mit dem Wischeffekt von Bewegungen arbeiten. Bei den sogenannten “Geisterbildern” bewegen sich die Abgebildeten schneller als es die Verschlusszeit scharf aufnehmen kann. Das Resultat ist ein verwischter Schemen, der gerade noch so gut zu erkennen ist, dass der Betrachter sieht, um was oder wen es sich handelt. Sie haben keine Menschen oder Tiere parat? Macht nichts! Holen Sie sich aus dem Garten oder der Nachbarschaft einen grünen Ast, einen Farnwedel oder eine Blume. Minimalistisch eingesetzt lenken solche Elemente nicht ab, sondern vervollkommnen das, was Interior-Fotografie leisten kann: Atmosphäre erzeugen, die Emotionen weckt.
Equipment für Interior-Fotografie:
- Kamera mit Objektiv mit Normalbrennweite und Weitwinkel
- Stativ
- Blitzgerät mit Diffusor
- evtl. Diffusor und Reflektor (auch DIY!)
- Bildbearbeitungsprogramm
- evtl. Trittleiter für erhöhten Kamerastandpunkt
- Räume, Wände, Objekte wie Möbel und dekorative Dinge 😉
- Mindset: Probieren Sie bei allem; bei den Perspektiven, bei der Komposition, bei der Belichtung, bei der Verteilung von Hell und Dunkel. Versuchen Sie alle Möglichkeiten abzulichten und wählen Sie zum Schluss die schönsten Aufnahmen Ihrer Interior-Fotografie aus!
Haben Sie Fragen oder suchen Sie einen professionellen Fotografen aus dem Raum Zürich? Nehmen Sie Kontakt zu mir auf! Ich freue mich darauf, Sie persönlich kennen zu lernen.